Gottlieb von Loe
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Wir schreiben einen Montagmorgen des Jahres 2012 – der Schlossherr erhält den Anruf einer Umwelt-Fachbehörde. Die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung berichtet von einer amerikanischen Kollegin, mit der sie über´s Wochenende an einem Seminar in den neuen Bundesländern teilgenommen habe. Die Vorfahren dieser Kollegin seien in Weeze beheimatet gewesen, so daß sie die Bitte geäußert habe, ob die Damen der Behörde nicht eine Führung von Schloss Wissen vermitteln könnten – und das möglichst noch am selben Tag, da die Bekannte aus Amerika bereits am Folgetag wieder abreise. Das also war das Anliegen des Anrufes – so schien es jedenfalls.
Nun war der Terminkalender des Schlossherren für diesen Tag bereits gut gefüllt – doch einer der durch Schloss Wissen engagierten Führer konnte einspringen, nicht ohne jedoch sogleich den Namen besagter Amerikanerin zu hinterfragen: Sarah Low – kann das nicht eine Nachfahrin jenes Abkömmlings der Familie von Loë sein, der in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert war und dessen Spuren sich völlig verloren hatten?
Tatsächlich: kaum hatte Sarah Low Wissener Boden betreten, da entpuppte sie sich als Nachfahrin dieses Abkömmlings, namens Gottlieb. Die Frau seines Herzens entsprach, ob standes- oder glaubensmäßig bleibt im Ungewissen, offensichtlich nicht den Vorstellungen seiner Familie. Er jedoch blieb treu, heiratete und wurde mit einem Erbteil ausgestattet, das für eine Auswanderung vorgesehen war.
So stand Sarah, die in den persönlichen Unterlagen ihres Großvaters die Verschiffungspapiere ihrer Großeltern gesehen hatte, nun an der Wiege ihrer Familie in „good old Germany“ – und trotz gut gefüllten Terminkalenders gab es noch ein Zusammenkommen mit dem Hausherrn. Inzwischen ist sie Mutter geworden – irgendwann werden wir sicherlich auch ihre Tochter hier in Wissen empfangen können.